Was unser Förster dazu sagt...
Jakob Bodmer, der ehemalige Staatsförster im Staatswald Grüningen, stammt aus einer Försterdynastie, ist seit frühester Kindheit mit dem Wald verbunden und kümmerte sich als Staatsförster 40 Jahre um die Belange im Wald.
Wir haben ihn gebeten, uns über «seinen» Wald zu berichten:
Unsere Wälder haben vor Allem drei wichtige Funktionen:
- Schutzfunktion
- Nutzfunktion
- Erholungsfunktion
Schutzfunktion:
In den Bergen geht es vor allem darum, dass die Wälder viele Infrastrukturen wie Strassen, Bahnlinien, ja sogar ganze Dörfer vor Lawinen, Steinschlag, usw. schützen. Bei uns schützt der Wald vor allem vor Überschwemmungen, denn der Waldboden wirkt dabei wie ein Schwamm. Bei Regenfällen saugt der Waldboden viel Wasser auf und gibt es langsam wieder in den Kreislauf ab.
Noch wichtiger ist der Wald in Bezug auf die Luftqualität. So lagern die Bäume enorme Mengen von Kohlenstoff ein und setzen so den Gehalt an Kohlendioxyd (C02) in der Atmosphäre herab. Wenn man annimmt, dass das C02 als eines der Treibhausgase für die Temperaturerhöhung mitverantwortlich ist, kommt dem Wald tatsächlich eine sehr wichtige und grosse Aufgabe zu.
Übrigens; eine hundertjährige Buche produziert pro Stunde ca. 1,7 kg. Sauerstoff – das ist gerade so viel wie 50 Menschen in der gleichen Zeit zum Atmen brauchen. Wie kann man da Pläne schmieden, die unsere grüne Lunge zerstören würde. Unsere Kinder und Kindeskinder möchten vielleicht auch noch ohne Sauerstoffmaske leben.
Nutzfunktion:
Dazu gäbe es viel zu berichten – in unserem Zusammenhang interessiert das aber kaum, denn was können sich die Leute darunter vorstellen, wenn im Grüninger Staatswald pro Jahr über 1`000 m3 Holz genutzt wird und dabei Nutz-, Industrie- und Energieholz anfällt.
Erholungsfunktion
Unzählige Menschen suchen diesen Wald jeden Tag, ob Sommer oder Winter und bei jedem Wetter auf, um sich zu erholen oder sich anderweitig zu bewegen. Es sind dies Spaziergänger, Sportler, Hundehalter, Reiter, Pilzler, Naturfreunde und so weiter. Die Gemeinden im Zürcher Oberland sind in letzter Zeit bevölkerungsmässig unheimlich gewachsen und wachsen immer noch. Wo sollen und können denn all die Bewohner noch ihre Freizeit verbringen.
Noch etwas zum Kahlschlag
Für die geplante Deponie sind 10 ha vorgesehen. Aus Erfahrung von Sturmereignissen weiss man, dass nach einem Kahlschlag in den nächsten Jahren nochmals die gleich grosse Fläche geopfert werden muss. Denn die neuen Waldränder sind nicht so robust, dass sie den Naturereignissen wie Sturm, Sonnenbrand, Käferbefall, usw. standhalten können.
Dazu noch folgende Zahlen; im Durchschnitt stehen 350 Bäume pro ha. Mal 10 gleich 3`500 Bäume. Also fallen dann in den Folgejahren nochmals 3´500 Bäume und nochmals 10 ha. zum Opfer.
Seitens des Kantons wurde einmal erwähnt, dieser Wald habe keinen hohen ökologischen Wert. Dem muss entschieden widersprochen werden: Denn dieser Kahlschlag würde diesem Wald eine Wunde zufügen, die für die ganze Tier- und Pflanzenwelt gravierende Schäden zur Folge hätten. Kommt hinzu, dass alle Staatswälder im Kanton Zürich in Dauerwälder überführt werden. Und der Staatswald Grüningen ist auf dem besten Weg dazu, denn auf diesem Standort steht heute ein gesunder Mischwald in einer natürlichen Lebensgemeinschaft mit hohem ökologischen Wert. Vorhanden ist bereits jetzt die ganze Palette von verschiedenen Baumarten in verschiedenen Altersklassen sowie sehr wertvolle Naturverjüngungen.
Kulturland / Waldareal
Es geht nicht darum, Waldareal gegen Kulturland auszuspielen; Tatsache aber ist, dass auf einer Auffüllung beim Landwirtschaftland nach einigen Jahren bereits wieder genutzt werden kann, d.h. man kann bereits nach ganz kurzer Zeit wieder anpflanzen und ernten. Bis aber wieder ein richtiger Wald entsteht, vergehen mindest. 100 Jahre. Dabei darf nicht nur der oberirdische Teil betrachtet werden, sondern muss an alle Pilze und Kleinstlebewesen denken, die eben erst einen richtigen Waldboden ausmachen.
Forchstrassenbau
Die erste Wunde wurde diesem Wald bereits in den 70-iger Jahren durch den Forchstrassenbau zugefügt. Der Wald wurde mit diesem Eingriff in der Diagonalen verschnitten. Die neu entstandenen Waldränder haben sich nun in den letzten Jahrzehnten erholt, so dass man dem gleichen Wald nicht nochmals eine solche Wunde zufügen darf. Ueberhaupt, als einziger im Richtplan im Kanton Zürich zu 100 % auf Waldareal geplanten Standort, sollte gar keine Rodungsbewilligung in Aussicht stehen.